Was bedeutet „agil“ für mich als Führungskraft aus eigener Erfahrung? 

In meiner Rolle als Führungskraft und Interim-Manager habe ich immer wieder die Herausforderung erlebt, den richtigen Führungsansatz für die spezifische Gruppe von Menschen zu finden, mit der ich arbeite. Agilität ist für mich dabei mehr als nur eine Methodik – es ist eine Haltung, die sich tief in mein Führungsverständnis eingegraben hat. Hier sind einige Aspekte, die ich in meiner eigenen Erfahrung als Führungskraft in Bezug auf Agilität gelernt habe:

 
1. Anpassung an die Gruppe:

Jede Gruppe von Menschen ist einzigartig, und daher ist es wichtig, den richtigen Ansatz zu finden, der ihnen am meisten hilft. Überlegungen, wie ich die Mitarbeiter am besten anspreche und welcher Ansatz zu ihrer Lerngeschwindigkeit passt, sind von entscheidender Bedeutung, um eine effektive Führung zu gewährleisten.

 
2. Timing und Dringlichkeit:

Agiles Arbeiten erfordert ein Gespür für Timing und Dringlichkeit. Es ist wichtig für mich, zu sehen, wie schnell Veränderungen umgesetzt werden müssen und wie viel Zeit für Schulungen oder die Einführung neuer Ansätze zur Verfügung steht. 

3. Verschiedene Ansätze:

Agilität bietet eine Vielzahl von Ansätzen, die je nach Situation angewendet werden können. Die Wahl zwischen „Ausbilden“, „den TWI-Ansatz wählen“ oder „als Vormacher die Spur legen“ hängt von den Bedürfnissen des Teams und den Zielen ab. 


4. Eigenständige Arbeit in Zyklen:

Die Fähigkeit, eigenständig in kleinen, zeitlich festgelegten Zyklen zu arbeiten, ist ein wichtiger Aspekt der Agilität. Hier muss ich eine klare Struktur vorgeben, aber auch die Selbstorganisation des Teams so weit wie möglich erhalten. 

5. Sensibilität gegenüber den Beteiligten:

In meiner Eigenschaft als Interim-Manager muss ich ebenfalls Rücksicht auf die Befindlichkeiten der Mitarbeiter nehmen. In meiner Erfahrung habe ich gelernt, wie wichtig es ist, auf subtile Signale wie Tonlage oder nonverbale Kommunikation zu achten, insbesondere bei kulturellen Unterschieden. 

6. Fehlerkultur und Lernen:

Agilität ermutigt dazu, Fehler als Teil des Lernprozesses zu akzeptieren. Es ist entscheidend, eine Umgebung zu schaffen, in der Fehler gemacht werden dürfen und aus ihnen gelernt wird. 

7. Zurücknehmen und Raum schaffen:

Als Führungskraft muss ich oft meine Präsenz zurücknehmen und den Teammitgliedern Raum geben, um eigenständig zu agieren. Manchmal bedeutet dies, meine eigene Wahrnehmung in den Hintergrund zu stellen, um das Team in den Vordergrund treten zu lassen. 

8. Schaffen einer agilen Atmosphäre:

Die Schaffung einer Atmosphäre, in der strukturiert, schnell und eigenverantwortlich gearbeitet wird, ist entscheidend. Dabei sollte auch Raum für Leichtigkeit und Lachen sein, um ein produktives und motiviertes Umfeld zu fördern. 

9. Netzwerkstrukturen und Zusammenarbeit:

Agilität bedeutet auch, eigenständige Netzwerkstrukturen zu fördern, die auf übergeordneten Zielen basieren. Hierbei ist Führung, Konsequenz und gemeinsame Haltung von Bedeutung. 

10. Methoden und weiche Themen:

Neben Methodenkenntnissen sind auch weiche Themen wie Atmosphäre, Werte, Vertrauen und Zusammenarbeit entscheidend für den Erfolg. Diese Aspekte bilden das Fundament für eine effektive und nachhaltige, agil geprägte Führung. 
 
In meiner langjährigen Erfahrung als Führungskraft habe ich erkannt, dass Agilität weit über reine Methodenanwendung hinausgeht. Es ist eine Einstellung, die es mir ermöglicht, auf verschiedene Situationen und Menschen einzugehen und eine dynamische, lernorientierte Umgebung zu schaffen.  
Die Balance zwischen strukturiertem Arbeiten und einer unterstützenden Kultur ist der Schlüssel, um die Vorteile der Agilität voll auszuschöpfen und die Herausforderungen des Wandels erfolgreich zu bewältigen.